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Konrad Paul Liessmann

Lob der Grenze

Die Grenze hat gegenwärtig eine schlechte Presse. Der Zeitgeist möchte Grenzen aufheben, überschreiten und hinausschieben, zumindest aber sollen Grenzen, wenn sie schon nicht zu vermeiden sind, durchlässig und unsichtbar sein. Niemand soll ausgegrenzt werden, Integration und Inklusion sind die Worte der Stunde, nur gegen den rechten Rand sollte man sich rechtzeitig abgrenzen. Die moralischen und ideologischen Konnotationen, die den Begriff der Grenze gegenwärtig färben, erschweren allerdings einen klaren Blick auf das vielfältige, ambivalente und zuriefst menschliche Phänomen der Grenze.